Während der Umbaumaßnahmen traten ungeahnte Erkenntnisse zutage, die die Bedeutung des Klosters als weit über die Region hinausstrahlendes Kulturerbe untermauern. Ein Dachstuhl aus Holzbalken des 13. Jahrhunderts, eine mittelalterliche Heizung, eine einzigartige Grabkammer mit Fresko-Malereien und vieles mehr gehört zu den herausragenden Befunden. Entdecken Sie die Sensationen des Klosters Wedinghausen in unserer Highlight-Galerie.
Gewölbemalereien im Kreuzgang des Ostflügels
Gotische Kunst Flanderns mitten im Sauerland: Die Grabanlage der Stifterfamilie
Durch historische Archivalien war schon lange bekannt, dass sich im Boden des Kapitelsaals die Grabkammer des Klosterstifters Heinrich I. von Arnsberg verbergen musste. Als diese dann im Zuge der Umbaumaßnahme tatsächlich entdeckt wurde, lüfteten sich noch viele andere Rätsel.
Unbekannt war bis dato, dass die Grabkammer derartig aufwendig bemalt sein würde. Gotische Rankenmalereien und Ornamente zieren die Seitenwände der Gruft.
Aber auch figürliche Wandmalereien in verschiedenen Farben unterstreichen die Besonderheit dieses Funds. Die Stirnseite zeigt eine Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes, die an flandrische Vorbilder aus der Kirche Notre Dame in Brügge oder dem Lübecker Dom erinnert.
Laut einer Überlieferung beherbergte das Grab einst die Gebeine des Klostergründers Heinrich I. (1128–1200), die seines Sohns Heinrich II. und dessen Gemahlin Ermengard. Die Chorherren schlossen die Stifterfamilie in ihr tägliches Gebet im Kapitelsaal ein.
Ab 1275 wertete eine angebaute Kapelle das Grab auf. Um 1320 wurde es dann durch ein prächtiges Hochgrab ergänzt. So wurde die Grabstätte über Jahrhunderte hinweg geehrt, bis sie nach der Aufhebung des Klosters 1804 geöffnet und Sarkophag, Schädel und Knochen entnommen wurden.
Heute befinden sich die damals entnommenen Gebeine im Hochgrab in der Propsteikirche. Im Rahmen einer DNA-Analyse wird derzeit noch geklärt, ob es sich bei den sterblichen Überresten tatsächlich um diejenigen der Stifterfamilie handelt. Die freigelegte und mit einer Glasplatte abgedeckte Grabkammer im Kapitelsaal kann im Rahmen von Führungen bestaunt werden.
„Hot Spot“ Kloster Wedinghausen: Die mittelalterliche Warmluftheizung
Verdächtige Ruß- und Brandspuren, die bei den Umbauarbeiten des Ostflügels zum Vorschein kamen, gaben Anlass zum tieferen Graben. Schon bald entdeckte das archäologische Team verstürzte Steingerölle und schließlich eine ganze Brennkammer. Schnell war klar: An dieser Stelle muss eine Heizungsanlage gewesen sein.
Inzwischen ist die Konstruktion mit einem Umfang von 2,70 m Länge und 1,65 m Breite fein säuberlich freigelegt und abgesichert. Und es steht ohne Zweifel fest: Es handelt sich um eine mittelalterliche Warmluftheizung, die sich in die Gründungszeit des Klosters um 1173 datieren lässt. Ähnliche Funktionsweisen, die mit Steinspeicher arbeiten, waren bis dahin nur als Errungenschaften des Spätmittelalters bekannt. Kloster Wedinghausen verfügt somit über das älteste bekannte Beispiel einer solchen Warmluftheizung.
Die Funktionsweise kann man sich so vorstellen: In dem unten liegenden Gewölbe wurde ein Feuer entzündet. Über dem Gewölbe gelagertes Geröll nahm die Hitze des Feuers auf und speicherte diese für einige Stunden. Dann wurden die giftigen Rauchgase nach außen geleitet, sodass frische Luft in den Bereich über dem Steinspeicher nachströmen konnte. Schließlich wurden kleine Öffnungen im Fußboden geöffnet, sodass die erwärmte Luft in den Raum über der Kammer ziehen konnte. So arbeitete es sich viel angenehmer in der Schreibstube direkt über der Heizung.
Im Dachstuhl von St. Laurentius: Dem Himmel ein Stück näher
Hinter den grauen Schieferplatten, die das hohe Dach der Propsteikirche St. Laurentius bedecken, wird es erst richtig spannend: Hier verbirgt sich ein faszinierendes Wirrwarr hunderter Balken, die das verwinkelte Dachwerk stützen. Untersuchungen des Holzes ergaben, dass einige der Balken bis ins Jahr 1254 – das Weihedatum des frühgotischen Chores der Kirche – zurückdatiert werden können. Es handelt sich um das älteste Kreuzstrebendach Deutschlands!
In den letzten Jahren wurden über 22 Tonnen Bauschutt aus dem Dachstuhl befördert. Nun erstrahlt die Architektur in luftiger Höhe wieder in vollem Glanz. Hölzerne Diamantkopfnägel und dekorative Rundbögen zeigen: Für die Zimmermeister war es selbst in diesen verborgenen Bereichen eine Ehre, in einem Haus Gottes arbeiten zu dürfen.
Gebauter Kontrast: Das Lichthaus
Das 2008 fertiggestellte Lichthaus (Entwurf: Kalhöfer-Korschildgen Architekten, Köln) befindet sich an der Stelle des früheren Südflügels, der 1886 abgerissen wurde, nachdem Teile des Klosters zu Schulzwecken umgebaut wurden.
Die Öffnung des Klosterhofes bedeutete nicht nur Verlust, sondern auch Aufbruch in die Moderne. Das Lichthaus greift den Widerspruch von Abgrenzung und Öffnung auf und markiert die räumlichen Brüche des Klosters. Es ist zugleich Grenze und Verbindung in den Außenraum, macht Licht und Raumtiefe erlebbar. Der Garten hinter dem Gebäude wird durch eine überspannende Seilkonstruktion Teil der Architektur.
Das Lichthaus wird als Ausstellungsraum und Veranstaltungsbühne genutzt.
Die Fassadengestaltung zeigt ein raffiniertes grafisches Vexierspiel - erst beim Näherkommen öffnen sich die Linien zu einem biblisches Zitat: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1)
Klicken Sie hier für Informationen über das Ausstellungsprogramm des Lichthauses.